Hier geht es rund um die Zucht im Allgemeinen und um unsere Zucht und Philosophie.







Gedanken zur Zucht


Bei aufmerksamer Betrachtung des Zuchtbuches 2004 muß man feststellen, daß Knickruten ein Problem der einfarbigen Cocker sind. Einige Züchter sind so ehrlich und lassen die Knickruten "dran", in anderen Würfen (die absolut nicht jagdlich gezogen sind) werden 2/3 der Welpen kupiert. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.

Außerdem fand ich eine Eintragung eines mehrfarbigen Welpens mit "blauem Auge" und eine Stummelrute sowie einen Vorbiß.

Einhoder wurden nicht festgestellt oder nicht vermerkt.

So gesehen ist der Stand der Zucht dann ganz erfreulich, wäre da nicht der Umstand, daß wiederum etwa 2/3 der eingetragenen einfarbigen Cockerwürfe "über Zobel" gezüchtet wären. Hält man sich vor Augen, daß fast alle Zobelcocker letztendlich aus zwei importierten Hündinnen stammen, dann ist es in der deutschen Cockerzucht verdammt eng geworden.(Siehe auch "Über Cocker, Was Sie schon immer über Zobel wissen wollten). Es ist nicht wirklich nachzuvollziehen, daß sich Züchter freiwillig so stark im Genpool einschränken.  ---   Freiwillig? O.k., des Geldes wegen. Denn Zobel verkauf(t)en sich recht gut und teuer...... *

Auch in den Jahren danach hat sich nicht viel geändert. Es wird sehr häufig der Caninus-Engstand im Zuchtbuch erwähnt (oder wie es korrekt heißt "Mandibula angusta").

Traurig: Der einzige Rüde, der laut ZB 2004 wegen Wesensmängeln von der Zucht ausgeschlossen werden mußte, war ein Zobel (Nugget Gold Sable vom Eschenweg). Eine Hündin wurde allerdings auch wegen Wesensmängeln von der Zucht ausgeschlossen: Die mehrfarbige Kora von den Kranichswiesen.

Genau so wenig Verständnis kann man für Züchter aufbringen, die nichts anderes als "Blutanschluß" im Kopf haben. Ohne wirklich zu wissen, wo ihre Hunde herstammen bzw. was da "hinten" noch alles drinsteckt. Wichtig ist nicht, daß in den hinteren Ahnenreihen das "gleiche Blut" fließt, wichtig ist, daß die Hunde zusammen passen und nicht noch Fehler gedoppelt werden.

Die traurigen Erfahrungen mit der PRA sollte doch den einen oder anderen Züchter ein wenig aufgerüttelt haben.

Aber ebenfalls mit Schrecken sehe ich in den Listen einen Rüden, der "Optigen A1" ist, aber in beiden Hälften der Abstammung Epilepsievererber aufweist. Hier ist wiederum zu befürchten, daß wegen des einen Merkmals (PRA-frei) alle anderen Kriterien außer Acht gelassen werden.


Bereits seit Ende 2012 sind zobelfarbige Cocker laut Standard "nicht erwünscht", trotzdem werden auch Ende 2014 immer noch Würfe in die Zuchtbücher eingetragen, bei denen nicht nur zobel "zufällig" fällt (also kein Elternteil selber zobelfarbig ist), sondern bei denen ein Elternteil oder gleich beide zobelfarbig sind. Wieviel Sinn macht das denn? Auch wenn die Züchter dazu verpflichtet sein sollen, Käufer aufzuklären, was es jetzt mit der Farbe auf sich hat. Welcher Welpenkäufer weiß schon beim Kauf, ob er später mal ausstellen möchte oder gar züchten? Würde man auch einem gestromten Cocker oder einem roten mit schwarzer Maske die Ahnentafel ausstellen und eine Zuchterlaubnis erteilen? Wohl kaum. Nein, ich möchte Zobelcocker nicht "verbannen", ich habe da ganz andere Ideen: Wenn die Lobby der Zobelcocker doch so groß ist, dann würde ich mich an deren Stelle für eine neue Rasse einsetzen, den "Deutschen Zobel". - Zuchtmaterial ist da, ein relativ einheitliches ("durchgezüchtetes") Erscheinungsbild auch - es sollte also bei der FCI keine Probleme mit der Anerkennung einer neuen Rasse geben.

Aus allen diesen Umständen haben wir unsere Konsequenzen gezogen und uns dazu entschlossen, das Erbgut unserer Hunde zu erforschen, so weit es eben nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft möglich ist. Sicherlich ist das auch kostenintensiv, aber es war noch nie unsere Absicht, mit unseren Hunden Geld zu verdienen.
Inzwischen gibt es rund 100 Krankheiten, deren Vorhandensein man in der DNA nachweisen kann, darüber hinaus kann man z. B. auch Aussagen zur Farbvererbung treffen. Für uns ist das ein Schritt in die richtige Richtung.


In diesem Sinne: Eine vernünftige Zuchtplanung und alles Gute für die Zukunft!



* Anmerkung:

Der folgende Artikel soll Hündinnenbesitzern verdeutlichen, warum es sinnvoll ist, Rüden "limitiert" zur Zucht einsetzen.

The Price of Popularity – Preis der Popularität  by C.A. Sharp

Popular Sires and Population Genetics – Populäre Rüden (Moderüden) und Genetik der Rassepopulation

Stellen Sie sich mal den hypothetischen Fall von "Old Blue" vor, eines außergewöhnlichen Vertreters der Rasse Malzhund. Blue war perfekt: fehlerfrei, gesund und schön. An Wochentagen apportierte er von früh bis spät Malzbällchen. An Wochenenden glänzte er auf Ausstellungen ebenso wie in Malzfeldprüfungen wo er Malzbällchen jagte.

Jedermann fand gute Gründe mit Blue zu züchten, und so tat es auch jedermann. Seine Nachkommen folgten seinen Spuren von Generation zu Generation. Blue starb hoch betagt und hoch geehrt. Was die Menschen aber nicht wussten war, dass Blue, so großartig er war, ein paar schlechte Gene trug. Sie schadeten ihm selber nicht und auch der größte Teil seiner direkten Nachkommen blieb unbeeinträchtigt. Dummerweise waren einige dieser Gene aber auch noch an solche gekoppelt, die wichtige Malzhundeigenschaften beeinflussten.

Dann tauchten auf einmal Malzhunde mit Problemen auf. Das passierte zunächst ganz vereinzelt, und so glaubte jedermann, dass das halt einfach Pech sei. Einige Züchter erklärten, dass das „nichts Ernstes“ sei – das waren meist solche, die selbst betroffene Hunde besaßen. Und im Großen und Ganzen machten die Züchter weiter wie gewohnt.

Die Zeit verging und immer mehr Malzhunde mit Problemen tauchten auf. Die Züchter machten es sich zum Prinzip, nicht darüber zu reden, denn bekanntlich schreiben Rüdenbesitzer Probleme der Nachkommen immer der Hündin zu, und heimsen die Erfolgslorbeeren selber ein. Und so blieben die Rüdenbesitzer still, um sich keinen Ärger einzuhandeln. Und niemand tat wirklich etwas, um den Problemen auf den Grund zu gehen, denn alle sagten sich: wenn die wirklich so schwerwiegend wären, dann würde ja wohl mehr darüber geredet werden – oder?

Jahre vergingen. Old Blue war längst in seinem Grab vermodert. Inzwischen hatte jedermann Probleme. Von wirklich großen Problemen wie Katarakten, Epilepsie oder Schilddrüsenerkrankungen bis zu kleineren wie schlechten Leistungen, fehlendem Mutterinstinkt und geringerer Lebenserwartung. Die Züchter waren ratlos. "Wie können wir das in den Griff bekommen" fragten sie. Aber es gab keine Antwort.

Die Leute wurden zornig. "Die Schuldigen müssen bestraft werden" hörte man von allen Seiten. Züchter, die um ihr Zuchtprogramm fürchten mussten, mauerten. Manche ließen stillschweigend ihre betroffenen Hunde verschwinden. Einige wenige tapfere Seelen machten den Mund auf, gestanden die Probleme ihrer Hunde ein und wurden umgehend aus der Gemeinschaft verjagt.

Der Krieg griff um sich. Besitzer, Züchter und Berater beschuldigten und beschimpften sich gegenseitig. Und gleichzeitig wurde weitergezüchtet wie eh und je. Die Zeit verging und nach einigen weiteren Generationen brach die Rasse der Malzhunde unter der Bürde ihrer genetischen Belastung zusammen und wurde ausgelöscht.

Diese bedrückende kleine Fabel ist natürlich eine Übertreibung. Aber keine besonders starke.

So gibt es ein ähnliches vielleicht nicht ganz so drastisches Beispiel aus dem wirklichen Leben. Es gab einmal einen Quarterhorsehengst namens "Impressive". Er zeugte zahlreiche Fohlen, die so wie er, erwünschte Eigenschaften zeigten. Als aber seine Nachkommen in späteren Generationen miteinander gepaart wurden, starben deren Fohlen gelegentlich. Impressive war Träger eines rezessiven Letalfaktors gewesen. Niemand hatte das gewusst - solange bis Inzucht auf ihn betrieben wurde. Die Situation, dass ein einziges Vatertier eine derartig einschneidende Wirkung auf eine Population ausübt, wird seither als "Impressive Syndrom" bezeichnet.

Viele Spezies und Rassen von Haustieren, darunter auch Hunde, haben ihr "Impressive Syndrom" erlebt. Aber Fälle, wie die von Impressive sind nur die Spitze des Eisbergs. Ein einzelnes rezessives Gen zeigt sich meist nach einigen wenigen Generationen. Wie sieht es aber mit komplexeren Merkmalen aus?

Das heißt nun nicht, dass diese "Moderüden (Popular Sires)", die wir so bewundern, nur negative Bedeutung für die Zucht haben. Ihre zahlreichen positiven Eigenschaften sollten genützt werden, aber sogar die besten unter ihnen haben Gene, die negative Eigenschaften bedingen.

Das eigentliche Problem ist dabei nicht der "Moderüde" selber, sondern die Art und Weise wie er in der Zucht eingesetzt wird. Über ein Jahrhundert oder mehr war Inzucht das Gebot. (Wenn in diesem Artikel von Inzucht die Rede ist, ist die Paarung von verwandten Tieren gemeint, auch das, was Züchter allgemein als „Linienzucht“ bezeichnen). Wenn verwandte Tiere gepaart werden, erhöht der Züchter die Chance, Hunde zu produzieren, die homozygot für erwünschte Merkmale sind. Homozygote Tiere wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass diese erwünschten Merkmale auch in der nächsten Generation wieder in der gleichen Form auftreten.

Wenn ein Vatertier eine Reihe positiver Eigenschaften besitzt und die Fähigkeit hat, diese Eigenschaften auf seine Nachkommen zu übertragen, kann es passieren, dass er zum "Moderüden" wird, also ein Vatertier, das im Laufe seines Lebens von fast jedem zur Zucht verwendet wird und vielleicht, dank Tiefgefriersperma, auch noch darüber hinaus.

Wenn dann die Kinder und die Enkelkinder gute Eigenschaften haben, beginnen die Züchter, diese Nachkommen untereinander zu verpaaren. Zeigt die Nachzucht wieder gute Eigenschaften, werden immer wieder die so genannte „Linienzucht“ auf den Moderüden betrieben. Manchmal wird ein Rüde so intensiv genutzt, daß Züchter etliche Generationen später oft nicht einmal mehr wissen, wie eng ihre Hunde verwandt sind, da der ursprüngliche gemeinsame Ahne gar nicht mehr in der Ahnentafel auftaucht.

Das ist z.B. bei Australian Shepherds der Fall. Die meisten Aussies aus Showlinien gehen mehrfach auf einen oder beide von zwei Vollbrüdern zurück: Wildhagens Dutchman of Flintridge und Fieldmaster of Flintridge. Diese Rüden, selber Produkte aus einem Inzuchtprogramm, waren ausgezeichnete Hunde und ebenso großartige Vererber. Sie sind hauptverantwortlich für die durchweg gute Qualität und das einheitliche Erscheinungsbild, welche man heute im Ausstellungsring sieht. Eine Einheitlichkeit, die es vor der Geburt dieser Rüden vor drei Jahrzehnten nicht gab.

In Gebrauchslinien findet man auch bekannte Vererber, aber Arbeitseigenschaften sind genetisch komplexer und wesentlich von der Umwelt mit beeinflusst. Sie lassen sich daher schwerer in einer Population fixieren. Leistungszüchter betreiben zwar auch Inzucht, aber ihnen geht es eher um Verhaltensmerkmale und allgemeine Gesundheit, als um die Abstammung und um den ausstellungstauglichen Körperbau. Selbst die besten Leistungsrüden werden kaum je so häufig eingesetzt wie die besten Rüden aus Showlinien.

Nicht jeder "Moderüde" wird einer, weil er qualitativ hochwertige Nachkommen zeugt. Manche haben große Ausstellungen gewonnen oder sind im Besitz von Züchtern, die es gut verstehen, ihre Hunde zu vermarkten. Manche erweisen sich nachträglich als schlechte Vererber, wenn ihre Nachzucht alt genug ist um beurteilt zu werden. Da es einige Jahre dauert, bis sich das herausstellt, sind sie aber inzwischen von vielen Züchtern eingesetzt worden, und der Schaden für die Population ist angerichtet.

Die Verwendung selbst des besten "Moderüden" verringert grundsätzlich die Häufigkeit mit denen manche Gene im Genpool der Rasse vorkommen, während die Frequenz anderer Gene ansteigt. Da Söhne und Enkelsöhne von Moderüden oft selber welche werden, hält der Trend an, was zu weiterer Reduktion bis hin zum Verschwinden mancher Gene führt, während andere homozygot in der Rasse gefestigt werden. Manche, aber längst nicht alle,  dieser so gefestigten Eigenschaften sind positiv.

Die Besitzer von "Old Blue", dem Malzhund aus der einleitenden Fabel und die Besitzer seiner direkten Nachkommen hatten keine Ahnung, was da direkt vor ihrer Nase passierte. Sie freuten sich daran, großartige Rüden zu besitzen und freuten sich ebenso, sie mit so vielen guten Hündinnen wie möglich zu paaren.

Seriöse Hundezucht ist ein teures Hobby, mit dem man üblicherweise nicht reich wird. Der Besitz eines "Moderüden" kann das verändern. Die Situation scheint ein Gewinn für alle Beteiligten zu sein. Der Rüdenbesitzer wird finanziell entlastet, und Züchter aus nah und fern kommen, um an den goldenen Genen seines Rüden teilzuhaben.

Niemand der Hunde züchtet, will kranke Hunde züchten. Eine kleine Minderheit von Züchtern ist kaltschnäuzig und kurzsichtig genug, um genetische Probleme abzutun als den Preis, den man zu zahlen hat, um Gewinner zu bekommen. Diese skrupellosen Züchter tun ihr Bestes um zu verhindern, daß die Probleme allgemeine Aufmerksamkeit erregen.

Was nötig ist, ist ein komplettes Umdenken bezüglich der Verwendung von Deckrüden. Kein einzelner Hund sollte den Genpool seiner Rasse dominieren, egal wie vorzüglich er ist. Besitzer solcher Rüden sollten sich ernsthaft überlegen, wie oft sie ihn jährlich einsetzen, wie oft im Laufe seines Lebens - bzw. falls Tierkühlsperma gewonnen wurde - auch darüber hinaus. Rüdenbesitzer sollten außerdem nicht nur die Qualität der ihrem Rüden zugeführten Hündinnen beachten, sondern auch deren Abstammung und dabei das Ausmaß der Inzuchtsteigerung durch die jeweilige Paarung berücksichtigen.

Auch Hündinnenbesitzer sollten sich den Einsatz von "Moderüden" gut überlegen. Wenn man einen Rüden zu einer Zeit nutzt, wo es auch alle Anderen tun, dann stellt sich die Frage, wo man hingeht, wenn es Zeit für einen Outcross ist.

Schlußendlich muss sich die Einstellung gegenüber genetisch bedingten Erkrankungen verändern. Sie dürfen keinesfalls länger das schmutzige kleine Geheimnis Einzelner bleiben. Es muss aufhören, daß sie der Hebel sind, der an jenen angesetzt wird, die so aufrichtig sind und zugeben, was ihnen passiert ist. Zuchtprobleme müssen zum Gegenstand offener und sachlicher Diskussion werden, so daß Besitzer von Rüden und von Hündinnen gleichermaßen informierte züchterische Entscheidungen treffen können. Solange Züchter und Besitzer ihre langfristigen Ziele und ihre Umgangsweise mit genetischen Problemen nicht überdenken, wird die Situation immer nur schlechter werden.



C. A. Sharp ist Herausgeber der „Double Helix Network News“, indessen Band IV No. 3. (Sommer 1998) dieser Artikel erschien. Dieser Artikel erschien auch auf der Website von „The Canine Diversity Project“. Siehe auch www.canine-genetics.com

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